Eckartsau

Niederösterreich

Der barocke Schlosskomplex mit einem historischen englischen Park ist in die Auenlandschaft eingebettet. Hier wurden die letzten Tage der Geschichte der Österreichisch-ungarischen Monarchie geschrieben, denn das Schloss war zwischen 1918 und 1919 die Residenz von Kaiser Karl I. und seiner Frau Zita.

Im Erdgeschoss des Schlosses befindet sich eine interaktive naturwissenschaftliche Dauerausstellung des Nationalparks Donau-Auen.

Im Altarm Fadenbach kann man Sumpfschildkröten und Graureiher beobachten, im Eckartsauer Bad fand der seltene Europäische Hundsfisch einen Rückzugsort.

Foto: Archiv Daphne

Eckartsau

Am linken Donauufer, zwischen Bratislava und Wien, etwa 10 km von der mittelalterlichen Stadt Hainburg entfernt, direkt am Donauradweg im Herzen des Nationalparks, liegt Schloss Eckartsau. Es ist von einem gepflegten englischen Park umgeben, der in einen wilden Auwald übergeht. Zwei Wanderwege führen durch das Gebiet. Der kürzere (Rundweg Eckartsau) ist 3,3 km lang. Der längere ist 8 km lang (Große Donaurunde) und schlängelt sich durch Wiesen und Auwald bis zum Hauptstrom der Donau mit dem Treppelweg.

Geschichte

Eckartsau ist als Schauplatz der Weltgeschichte in der Region der Donau-Auen bekannt. Am nördlichen Rand des ausgedehnten, reich mit Altarmen durchwobenen Überschwemmungsgebiets, stand im 12. Jahrhundert eine Wasserburg.
Ein bedeutendes Zeitalter begann im Jahr 1720, als der böhmische Hofkanzler Graf Franz Ferdinand Kinsky die mittelalterliche Burg erwarb. Er ließ die Burg, die ursprünglich der Verteidigung diente, zu einem repräsentativen Prunkschloss umbauen - einem Juwel der Barockarchitektur. Später, nach dem Tode des Grafen Kinsky, erwarb 1760 der Ehemann von Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen, das Schloss und beendete den Umbau der „Wasserburg“ zu einem Herrensitz und beliebten Jagdschloss. Nach dem Tod von Maria Theresia wurde das Schloss kaum genutzt, häufige Hochwasser führten zu schweren baulichen Schäden. Eine neue Blütezeit begann erst mit Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Zuge des neobarocken Umbaus des Schlosses wurde dieses auch mit modernsten Technologien ausgestattet, wie einer Toilette mit Wasserspülung oder einem Staubsaugerprototypen. Der Erzherzog begeisterte sich leidenschaftlich für Gärten, was auch der schöne englische Park beweist.
Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete das Ende der Habsburger-Monarchie und Thronnachfolger Karl I. unterzeichnete im Schloss seine Abdankungsurkunde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss geplündert, ging später in staatlichen Besitz über und wurde wunderschön renoviert. Heute stellt es zusammen mit den Ausstellungen in den Innenräumen und dem Schlossgelände ein bedeutendes Natur- und Kulturerbe Österreichs dar.

Foto: Archív Daphne

Fließ- und Standgewässer

Direkt im Schlosspark liegt ein Altarm der Donau - der Fadenbach. Seine Ufer sind verschilft und bieten mehreren Wasservogelarten, wie Teichhühnern (Gallinula chloropus) und Zwergtauchern (Tachybaptus ruficollis) Unterschlupf. Altarme sind nicht mehr mit dem Hauptstrom verbunden - sie werden entweder durch Grundwasser oder bei Überschwemmungen mit Wasser versorgt. Hier befindet sich auch das alte Eckartsauer Bad, in dem der seltene Europäische Hundsfisch (Umbra krameri) einen seiner Rückzugsorte gefunden hat.

Naturschutz

Im Nationalpark Donau-Auen steht die freie Entfaltung der Natur in Verbindung mit der Bildung von Kindern und Erwachsenen im Vordergrund. Seit einigen Jahren organisiert der Nationalpark in der Nähe des Schlossparks ein Sommercamp für junge Naturschützer - das Junior Ranger Camp. Der Weiterbildung dient auch die interaktive naturkundliche Dauerausstellung, die das ganze Jahr über im Erdgeschoss des Schlosses kostenlos zu besichtigen ist. Im Schlosspark findet man auch verschiedene pädagogische Elemente - eine hölzerne Beobachtungshütte am Altarm, Insektenhotels oder ein großes Naturerlebnisgelände. Der Park ist auch Ausgangspunkt für geführte Touren durch den Nationalpark für diejenigen, die die Wildnis des Auenwaldes in vollen Zügen genießen wollen.

Foto: Archív Daphne
Foto: Archív Daphne

Einfluss des Menschen

Das Überschwemmungsgebiet rund um das Schloss wird seit mehreren hundert Jahren von menschlichen Aktivitäten geprägt, es diente den Besitzern vor allem als Jagdgrund. Daher gibt es hier mehr Weideflächen als in anderen Teilen des Nationalparks. Bevor der Fluss reguliert wurde, gab es hier einen breiten Gürtel aus Flussinseln und Seitenarmen, durch die das Wasser strömte Heutzutage ist es hier relativ trocken, so dass der typische Auencharakter verschwunden ist. An anderen Orten wie Schönau, Orth oder ähnlichen Gebieten am südlichen Donauufer ist es in den letzten Jahren aufgrund von Renaturierungsprojekten feuchter, und die Donau lagert weniger Schotter ab als in Eckartsau.
Im weitläufigen englischen Park, der das Schloss umgibt, sind erhebliche menschliche Eingriffe zu erkennen. Nach jahrzehntelanger Landschaftsgestaltung ist ein 27 Hektar großes Gelände entstanden, das einem historischen Landschaftsgarten ähnelt. Er verbindet das Marchfeld mit der ungezähmten Wildnis der Auenwälder. Heute sind die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) für seine Pflege zuständig.

Flora und Fauna

Der Fadenbach ist von Orth an der Donau bis Eckartsau einer der wenigen Lebensräume des Europäischen Hundsfisches (Umbra krameri) in Österreich. Man kann hier Bisamratten (Ondatra zibethicus), aber auch unsere heimischen Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) entdecken.
In Stillgewässern gedeihen Gelbe Teichrosen (Nuphar lutea), das seltenere Gewöhnliche Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia)Wasserschierling (Cicuta virosa) und Weiße Seerosen (Nymphaea alba). Die ausgedehnten Wiesen am Schloss werden in der Brunft von mächtigen Rothirschen (Cervus elaphus) genutzt. Auch der Schlosspark bietet Lebensräume für seltene Insekten, wie den Hirschkäfer (Lucanus cervus) oder den Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo).

Wälder

Die umliegenden Auwälder sind Teil des Nationalparks Donau-Auen. Im Vergleich zu den dynamischen Auen von Schönau an der Donau und Orth an der Donau hat dieser Wald einen anderen Charakter. Es gibt hier so genannte „Wird“ oder „Wörth“ - von Bäumen frei gemachte Inseln mit sichtbaren Spuren ehemaliger Donauarme, wie zum Beispiel „Rote Wird“ nahe der Donau.

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