Neusiedlersee

Burgenland

Der Neusiedler See ist der westlichste Steppensee Europas und der größte See Österreichs. Er ist flach und leicht salzig. Der See nimmt einschließlich des Schilfgürtels heute eine Fläche von etwa 320 km² ein.

Das Nationalparkzentrum Neusiedler See – Seewinkel in Illmitz bietet eine informative naturwissenschaftliche Ausstellung und die nahe Beobachtungsplattform ist ideal für die ungestörte Vogelbeobachtung (Birdwatching).

Die Lange Lacke ist die größte von über 40 Salzlacken im Nationalpark und ein Vogelparadies von gemeinschaftlicher Bedeutung.

Graugänse prägen das unverwechselbare Erscheinungsbild des Neusiedler Sees. Foto: Šefferová Stanová

Neusiedler See, Fertő tó

Etwa 100 km2 des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel liegt auf österreichischem und 200 km2 auf ungarischem Staatsgebiet unter dem Namen Fertő-Hanság. In der Umgebung kann man viele Radwege nutzen, die eine Gesamtlänge von 2 500 km erreichen. Der beliebteste, 138 Kilometer lange Radweg, ist mit dem Donauradweg verbunden.

Vegetation

Salzlacken in Meeresnähe sind in ganz Europa zu finden. Salzlacken im Binnenland sind jedoch auf den östlichen Teil Europas und die Pannonische Tiefebene beschränkt. Die spezifischen ökologischen Bedingungen und die Schwankungen des Wasserspiegels sind ein Modellbeispiel für Beobachtungen einzelner Vegetationszonen. Das bedeutet, dass man hier die gesamte Spanne von feuchtliebenden, Staunässe und einen hohen Salzgehalt vertragenden, bis hin zu trockenliebenden Pflanzenarten sehen kann.
Zwischen dem Ostufer des Neusiedler Sees und dem Hanság liegen rund 45 Lacken. Extrem sind diese Wasserflächen in vielerlei Hinsicht - ähnlich wie der Neusiedler See ist auch der Wasserstand der Lacken von Nieder¬schlag und Verdunstung geprägt und reicht von maximal 70 cm im Frühling bis hin zur kompletten Austrocknung im Hochsommer. Mit dem schwankenden Wasserspiegel ändert sich auch die Konzentra¬tion an gelösten Salzen dramatisch. Bei völliger Austrocknung kristallisie¬ren diese Salze am Lackenboden und bilden einen weißen Überzug. Nicht nur der Wechsel von Wasserstand und Salzgehalt, auch das Temperaturgefälle zwischen Tag und Nacht macht Lacken kurz vor dem Austrocknen zu extremen Lebensräumen mit hohen Salzkonzentrationen, in denen „Pflanzenspezialisten“ wachsen.

Vták roka 2022 - dudok chochlatý. Foto: Juraj Žiak
Ziehbrunnen erfüllten in der Vergangenheit eine wichtige Funktion bei der Weidehaltung von Tieren. Foto: Archiv Daphne

Fauna

Der Neusiedler See bietet Lebensräume für rund 30 verschiedene Fischarten. Die größte Artenvielfalt findet sich in der Nähe des Schilfgürtels rund um den See.
Der Nationalpark ist besonders für seine reiche Vogelwelt bekannt - bis zu 350 verschiedene Arten können hier beobachtet werden. Der Schilfgürtel ist ein wichtiges Brutgebiet und eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vogelarten. Man kann hier zum Beispiel Silberreiher (Ardea alba)Seidenreiher (Egretta garzetta)Löffler (Platalea leucorodia) und Zwergscharben (Microcarbo pygmeus) beobachten. Tausende Rohrsänger bauen hier ihre Nester und suchen nach Nahrung. Hier brüten Rallen, zahlreiche Entenarten sowie Graugänse (Anser anser).

Naturphänomen

Der See nimmt eine tektonische Absenkung ein, die vor rund 15 000 Jahren entstanden ist. Als echter Steppensee zeichnet sich der Neusiedler See nicht nur durch seine geringe Wassertiefe, sondern vor allem durch seine ungewöhnliche Wasserbilanz aus. Über 80 Prozent des Wassers im See stammen aus Niederschlägen und der Wasserstand unterliegt einer ständigen Dynamik.
Die Wasserspiegelschwankungen begründen auf der verhältnismäßig geringen Wassertiefe, die ein Maximum von 1,5 Metern erreicht. Nach einem Tiefstand im Spätsommer steigt der Wasserspiegel im Herbst wieder an, allerdings mit weniger Verdunstung und mehr Niederschlägen, als an den heißen Sommertagen.
Es gibt hier keine natürlichen Abflüsse – nur ein einziger künstlicher Kanal wurde angelegt. Alles, was hineinfließt, vor allem Niederschläge, verdunstet und steigert den Salzgehalt des Sees und seiner Umgebung.

Pannonischer Endemit – Strand-Aster. Foto: Archiv Daphne
Salzlacken findet man in nur wenigen Binnenländern. Foto: Archiv Daphne

Dazu gehört auch die Große Salzmelde (Sueda pannonica). Sie gehört zu den Salzwiesenarten, die Böden mit dem höchsten Salzgehalt besiedeln, und bildet oft großflächige Bestände ohne Vorkommen anderer Arten. Ein ähnlicher Spezialist ist auch die weiß blühende Salzkresse (Lepidium crassiflorum). In Salzlacken, auf Salzwiesen und Steppen erblüht im Spätsommer die Strand-Aster (Tripolium pannonicum). Sie hat wunderschöne violette Blüten. Die heutige Vegetation ist durch jahrhundertelange Beweidung entstanden.
Faszinierend ist das Ausmaß des Schilfgürtels um den Neusiedler See. Der Schilfgürtel ist 5 km breit und nimmt eine Fläche von etwa 180 km² ein. Diese Wildnis aus Schilfhalmen, Wasser und Schlamm stellt somit die zweitgrößte zusammenhängende Schilf¬fläche Europas dar – einzig das Schilfvorkommen im Donaudelta übertrifft jenes des Sees. Was auf den ersten Blick einen recht monotonen Eindruck vermittelt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als reich strukturierter Lebensraum mit Zonen aus Jung- und Altschilf, Freiwasserbereichen und Kanälen.

Naturschutz

Die einzigartige Fauna und Flora wird durch die beiden Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel und Fertő-Hanság geschützt. Der See und seine Kulturlandschaft sind seit 2001 auf der UNESCO-Liste des Welterbes. Der ungarische Nationalpark Fertő-Hanság Nemzeti besteht seit 1991. Er wurde zwei Jahre vor der Einrichtung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel in Österreich gegründet. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern hat im Bereich des Naturschutzes eine lange Tradition. Im Jahr 1994 wurde gemeinsam die Eröffnung des grenzüberschreitenden Nationalparks gefeiert.

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